Die Bibliothek als Idee In diesem Jahr der Jahrestage und Jubiläen mit oft rückwärts gewandten Erinnerungen veranstaltete die online Zeitschrift libreas zur 10. Wiederkehr ihrer Erscheinung ein Symposium – die Bibliothek als Idee. Dies paßt zu ihrem Namen und ihrem Vorhaben, Libreas—Library Ideas (https: libreas.wordpress.com) Nun mag dieser Name dem jugendlichen Alter seine Gründer geschuldet sein, die damals der Abwicklung des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der Humboldt Universität Berlin die Gründung dieser Zeitschrift entgegen setzten. Die Zeit hat ihnen Recht gegeben, es war die richtige Idee- auch in der Vorausschau auf die Zukunft. Die Idee der Bibliothek oder auch die Bibliothek als Idee ist ein zukunftsweisendes Projekt auch auf dem Hintergrund der politischen Ideenlosigkeit, auf welche Weise Deutschland endlich in der digitalen Welt mit einer digitalen Gesellschaft ankommen will. Bestimmt nicht mit einigen hingemurmelten Worten der Kanzlerin, dass die digitale Angenda jetzt Chefsache sei und bestimmt nicht mit der Forderung, die Zahl der Professoren auf diesem Gebiet aufzustocken, wie und wo auch immer es passen möge. Da mag ein Nachdenken darüber, dass 5 Schüler für einen PC evt nicht ausgewogen sind, von der fehlenden Fortbildung abgesehen besser passen. Auch die gewachsenen Ansprüche an das PersonaL – es muss u.a. über umfassende IT Kenntnisse verfugen, würden nicht ausreichend honoriert, wurde im Wissenschaftauschuss des Abgeordnetenhausesin Berlin gesagt.- 

Digitales für die Forscher, Lernort für die Studierenden nennt der Berliner Tagesspiegel vom 17. September seine Forderung an die Universitätsbibliotheken. Was eine Unibibliothek leisten muss und offenbart in diesem Untertitel die Wurzel des Dilemmas. Diese beiden Forderungen richten sich an die gesamte Nutzerschaft der Bibliothek, wie Karin Aleksander mit ihren Ausführungen zu Geschlechterinterferenzen darlegte. Bibliotheken sind nicht nach ökonomischen Gesichtspunkten zu bewerten. Diese Aussage durchzog auch die weiteren Ausführungen des Symposiums , wenn dieses auch nur bedingt zutreffend ist. Library Ideas kreisen nämlich immer um die Stellung der Bibliothek in der Community und ihre Öffnung für die Gemeinschaft. Der Erfolg oder auch Misserfolg dieser Mühe hat auch zukünftig sehr wohl ökonomische Folgen. Diesen Ideen folgten sowohl Olaf Eigenbrodt, Idee und Raum einer Bibliothek als auch Frank Hartmann mit seinen Hinweisen auf die historischen Quellen der Medienphilosophie, der Veröffentlichung von Otlet: le livre sur le livre und den ersten Schritten zu Hypermedien noch vor der technischen Realisation. So interessant Kirsten Wagners architektonische Idee der modernen Bibliothek mit ihren Quellen, meist aus der französischen Geschichte war, man kann die Architektur eben von der Idee nicht trennen. Hier hätte zumindest A. Carnegie erwähnt werden, dessen Idee von der Bibliothek, auch die Architektur und deren Finanzierung aufs engste miteinander verbunden hatte. 
Diese Modelle und Ideen wurden aufs beste zusammen gefasst durch Hans-Christoph Hobohm: Bibliothek- vom Ort zum Akteur. Kann die Bibliothek als Heterotophie (nach Foucault) auch Akteur im Sinne der Akteur- Netzwerk. Theorie Latours sein? Was hier anscheinend so wissenschaftlich daher kommt, es handelt sich bei dem Referenten um einen Bibliothekswissenschaftler und bei der Veranstaltung um ein wissenschaftiches Symposium- ist es eine neue Idee, die die Bibliothek auf neue Füße stellt und ihren, sehr oft von kommunaler Eitelkeit diktierten neuen Gebäuden eine neue und grundlegende Funktion gibt. In seiner Einleitung wies Hobohm auf die großen Denker hin, die sich mit dem Phänomen der Bibliothek beschäftigt haben, wie dem allen Bibliothekaren bekannte Jorge L. Borges. Die Bibliothek war kultisch, herrschaftlicher Ort, Speicher für das kulturelle Gedächtnis, Werkstatt und Instrument zu Beförderung menschlicher Erkenntnis. Die Öffentliche Bibliothek ist der Hauptfaktor bei der lokalen Implementation der Informationsgesellschaft, sie ist Partner für Demokratie und Informationsfreiheit, sie ist a good social spot. Sie bietet Space, Place und Erfahrung an und sie ist ein Beziehungskatalysator. Gerade im Interface dieser Beziehungen (relations) ist sie Akteur als Kommunikationsinitiative in verschiedenen Formen der Kooperation. Man weiss nicht genau, ob Hobohm sich darüber in allen Einzelheiten klar war, was er hier angestoßen hat (www.hobohm.info)- aber es ist wirkklich im besten Sinne des Wortes eines neue Idee. 
Jahrelang war die Bibliothek lediglich ein Rückzugsort und Wissensspeicher und nur das. Jetzt soll sie Akteur werden im narrativen knowledge managment, sie soll ein Beziehungskatalysator sein. Damit wird der Bibliothek eine neue Aufgabe zugewiesen, die sie weit über die Thesen früherer Zeiten hinausgeht. Sie war Der Bücherschrank für jedermann ( DBV) in den 7o Jahren, das Informationszentrum der Kommune, wie im Bibliotheksplan 1974 oder lassen Sie uns noch weiter in die Vergangenheit zurück gehen, als Dienstleistungsbetrieb wie 1975 in der Politik der Bücherei oder aus der Gründungszeit der öffentlichen Bibliothek Hofmann: Bibliotheksarbeit ist individualisierende Bildungsarbeit. Alle diese Thesen, auch die fast wie ein Mantra vorgetragenen Aufgabenbeschreibung der Öffentlichen Bibliothek als Informationszentrum und Informationsprovider für jedermann sahen immer zwei Akteure, den fragenden, den Informationssuchenden Klientel und die Bibliothek, bzw. den Bibliothekar. 
Diese Aufgaben sollen jetzt nicht auf den Haufen der Bibliotheksgeschichte geworfen werden, aber sie sollen Platz machen für die Idee der Bibliothek als Akteur als echtes Haus der Geschichten, wie sie Franziska Anger, in ihrer Veröffentlichung Bibiotheken Houses of Stories beschreibt. Der Vereinsamung der Google Gesellschaft, die jene Philosophie des Dialogs- Sokrates- mehr und mehr vergißt, wird hier ein neues Konzept entgegen gesetzt, die Bibliothek nicht nur als Agora, einen Marktplatz der Ideen sondern der Austausch, die Geschichten seiner Bestände, seiner Besucher und seiner Bibliothekare stehen im Mittelpunkt. 
Was für eine Idee und was für eine lebendige Zukunft, wenn die Gegenswart nicht so düster aussehe, wie ein Zuhörer dieses Symposiums entgegen warf. Er berichtete von seinen Erfahrungen mit Berliner Biblioteken, die wohl seine Angebote zur Gestaltung einer Veranstaltung abgelehnt haben. Dies wurde aber nicht weiter ausgeführt, aber wir wissen, wie wenig das Personal in Bibliotheken motiviert ist, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen, die solche Verantaltungen immer mit sich bringen. Aber es geht bei dieser Idee nicht um zusätzliche Aufgaben, es geht um eine Neuausrichtung der Bibliothek. Es geht um Geschichten, to hell with facts ! we need stories, Ken Kesey.Sie wollen das nicht glauben ? Gehen Sie in den Zoo, zu einer bestimmten Fütterungszeit erzählen die Wärter Geschichten iher Zöglinge, sie sind unmringt und diese Veranstaltungen sind ein Publikumsrenner, dabei können diese Informationen jederzeit den Tafeln entnommen werden oder auch in vielen Büchern nachgelesen- aber Menschen mögen Geschichten. Wenn sich der Raum der B ibliothek sich dazu entwickelt, wäre es eine wunderbare Bibliotheks Idee. Was für ein vielversprechender Geburtstag liebe Libreas- der Geburt einer neuen Idee. 
Glückwunsch !