Der Bibliothekartag in Bremen vom 3.-6. Juni stand unter dem Motto Bibliotheken: Wir öffnen Welten. Wie zur Bestätigung verteilte der Weltverband der Bibliotheken, IFLA einen Trendreport und definierte auf einer Seite fünf der weltweiten digitalen Trends, die das Informationsumfeld verändern werden. Das ist mutig, denn eine rapide zunehmende Verunsicherung zeigt, dass die gegenwärtige Entwicklung völlig anders ist als wir uns das vorgestellt hatten und wie es auch divers, aber mit großer Häufigkeit, vorausgesagt worden war. Daher war es sehr gut, dass der Bibliothekartag nicht nur neue Themen anschnitt, wie Crowdfunding, eine Antwortaktiver Menschen auf ein immer undurchsichtiger und bürokratischer werdendes Fördersystem sondern auch Themen genügend Raum gab für eine ausführliche Betrachtung und Urteilsbildung wie z.B. das e-book , das immer noch einen kleinen Prozentsatzes des Buchumsatzes darstellt aber deren Ausleihe in den Bibliotheken auf viele Schwierigkeiten stößt. Wenn man hört, dass der kluge Verbund aus Hessen durch die Regularie, dass ein e-book nur einmal zur gleichen Zeit ausgeliehen werden kann, sich gezwungen sieht, 67 Kopien anzuschaffen, damit wenigstens eine Kopie jedem Mitglied des Verbundes zur Verfügung gestellt werden kann, sieht man sich um Jahrzehnte zurück versetzt. Vor mehr als 50 Jahren warteten immer eine große Bande von Jungen zwischen 10-und 14 auf die Öffnung der Jugendbibliothek in Offenbach /Main, um dann in einem Olympia verdächtigen Sprint ein Karl May Buch zu erobern, von denen es nur 5 gab. Jetzt könnten wir mit einem Knopfdruck 100 Exemplare ausleihen! So stehen der Ausbreitung des e-books und besonders der Verleihung- den Unterschied zwischen verleihen und vermieten muss heute jeder Bibliothekar verinnerlichen,- Marktinteressen und juristische Bedenken entgegen- das ist schade. Zwar nicht den alten Beständen, wie das beliebte Buch von Lydia Janotta Mach dich aus dem Staub, Staub und Schmutz in Bibliotheken beweist, nur sollte vor lauter Konzentration auf Trends und steigende Nutzerzahlen die Ziele der Bibliotheken nicht aus den Augen verloren gehen, wie die Direktorin der Staatsbibliothek zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz leise andeutete. Die Zukunftswerkstatt zog wieder viele Besucher an, man wollte sehen und ausprobieren. Aber auch hier der erschütternde Bericht der amerikanischen Kollegin aus Chattanooga, Tennessee und die Furcht der öffentlichen Bibliotheken, dass die bröckelnde demokratische Basis der Vereinigten Staaten auch die Öffentlichen Bibliotheken bedroht. Wenn Trend 4 sagt inhyper-vernetzten Gesellschaften verschaffen sich neue Stimmen und Gruppen Gehör oder Trend 5 Transformation der weltweiten Informationswirtschaft durch neue Technologien schimmert in diesen Sätzen etwas von der radikalen Veränderung durch, deren soziale Umwälzungen und Auswirkungen uns nicht bekannt sind. Dem Bibliothekartag ist hoch anzurechnen, dass er diesen Trends Stimme und Raum gab. Ein wirklich informierender fortbildender Bibliothekartag, ich wünschte nur, ich könnte zum Verzweifeln eingeschlossene Finanzbeamten mitschleppen, die absolut nicht einsehen wollen, warum ein kleiner Fachverlag auf einen Kongress seines Faches fahren muss. Es fehlt immer noch an der Imagebildung. Aber dafür muss man sich öffnen und wenn es der oberste Kragenknopf ist.