Artenschutz erweckt immer ein lebhaftes Echo und große Aufmerksamkeit. Wenn wieder in Blümchen oder Graslein unwiederbringlich gestorben ist herrscht  großes Wehklagen  und das ist  gut, denn wer will  nur unter endlosen Palmen oder öden Farnwäldern sich ergehen. So weckte das Fachgespräch der Bundesfraktion DIE LINKE im Paul Löbe Haus am 18.Juni großes Interesse, das nicht nur Kulturpolitiker, Autoren, Übersetzer sondern auch  eine große Anzahl kleiner und mittlerer Verlage angezogen hatte.

Obwohl die Bedeutung kleiner /mittlerer Verlage für den Kulturstandort Deutschland mehrfach angesprochen wurde, war es zielführend, dass sich die Diskussion auf die Alltagsprobleme und damit auch auf die Rahmenbedingungen konzentrierte, unter denen Verlage dieser Größenordnung heute arbeiten  und arbeiten müssen. Damit war auch die Struktur angesprochen, die eine Fortsetzung dieser Art von Verlagsarbeit möglich macht und die sich zwischen den Problemen der Infrastruktur und möglicher Förderung bewegt.

80 % der Einnahmen  aus dem Verlagsgeschäft kommen 20% der Verlage zugute und daher  ermöglichen die noch verfügbaren Einkünfte  den kleinen und mittleren Verlage nur noch eine prekäre Existenz. Neben den verschiedenen Standpunkten , mehr direkte Förderung in Formen von Preisen, stand auch die sich kontinuierlich verschlechternde Infrastruktur zu Debatte, die in den letzten Jahren fast glauben machen wollte, dass die Aufgabe dieser Verlagsgröße im Interesse der Regierung läge. Es sind die Nachzahlungen für VGWort, die erhöhte Postgebühr für Büchersendungen (die Amazon anscheinend gleich zum Anlass genommen hat, seinen Anteil bei umfangreichen Büchern auf 60 % zu erhöhen, sein Anteil von 55 % war eh immer ungesetzlich),das  schwammige  Urhebervertragsrecht, die  Mehrwertsteuer von19 % auf Druckkosten , z.T. der Mindestlohn, die damit ungeklärte Stellung von Volontariat und letztlich das Finanzamt, das mit der Eingruppierung der kleinen  Verlage als Wirtschaftsunternehmen diese zur einer Steigerung der Nettogewinne zwingt, die diese meist nie erbringen werden noch erbringen können.  Daher hatte vielen Verlagen die Eingruppierung ihrer Tätigkeit als Liebhaberei gedroht mit allen steuerlichen Konsequenzen und dem  Verlust der Selbständigkeit. Es ist zwar ein Trost zu merken, dass man nicht allein ist. aber es war erstaunlich, wie oft mit dieser falschen volkswirtschaftlichen Keule hier entrepeneur Geist und Wagemut zerstört wurde.  Zudem passt  er nicht in die jetzige ökonomische Situation, die gezeichnet von großen  Veränderungen durch die Digitalisierung auf ein Klima des mutigen Wandelns angewiesen ist.

Man war sich einig, dass eine Fortführung der durch die kleinen Verlage bestimmten Infrastruktur des Buchmarktes diese als Teil der  kulturellen Infrastruktur angesehen werden müssen. Ihre Angebote zur Förderung der Lesekompetenz in print und elektronisch, Ihre Angebote  auf dem Bildungsmarkt, sehr oft von den großen Verlagen dann übernommen, aber abseits des Mainstream, sind ein wichtiger Teil des Buch- Lese- Sprach- und Bildungsmarktes in Deutschland und tragen entscheidend zu der Bildungsinfrastruktur in Deutschland bei.

Wie die Förderung der Verlage aussehen soll, als Teil der Kunstförderung wie in Österreich oder als  Ergänzung der kommunalen Förderung wie in der  Schweiz oder als Preisverleihung  wie in Bayern  und Nordrhein Westfalen ist ungewiss, obwohl der Einwurf des Wagenbach Verlages solche Förderung sei immer auch offen für Korruption wohl gehört  wurde.

Ein guter Gesprächskreis, praxisnah und Ergebnis orientiert. Wenn auch die meisten Teilenehmer weiterhin ihrer prekären Existenz verhaftet bleiben, so konnten sie sich doch versichern,  dass Ihre Tätigkeit, die sie mit so großem Engagement betreiben, Anerkennung  verdient und  für die Zukunft vielleicht sogar wichtiger ist als die der  großer Autokonzerne.